Gemütliche Stimmung, Abendglühen und ein unerwartetes Finale

Alle zwei Jahre hauchen wir unserem Burgberg das Leben vergangener Zeiten ein. In diesem Jahr durften die Besucher und Teilnehmer in unterschiedlichster Hinsicht auf Tuchfühlung mit der Natur und ihren Kräften gehen.

Freitag – Tag des Aufbaus oder „Wenn wir erklimmen, schwindelnde Höhen“

Im Tagesverlauf füllte sich der Berg langsam mit den Darstellern unseres diesjährigen Festes auf der Burgruine. Der Schmied „Bowen Mc Cloud“ entlud seinen Amboss und befüllte seine Esse mit Kohle. Der verstrubbelte Bronzegießer Richard fiel erschöpft aus seinem Transporter und erfragte umgehend den Standort des Bierwagens, als er freudestrahlend erkannte, dass sein Nachbar an diesem Wochenende „Thomas der Bierprew“ ist, welcher gerade seinen Kessel in Position brachte. Es hämmerte und klopfte auf der Rückseite der Burg. Die Henkersleut von „Supplicium Malum“ bauten allerhand Foltergeräte zusammen und brachten auf einer Fläche von gut 100 qm ihr fahrendes Foltermuseum in Position. Im Graben der ehemaligen Hauptbrücke in die Vorburg, stellten die Bogenschützen ihre Ziele an den Hang und errichteten ein Sonnensegel zum Schutz gegen die Mittagshitze. Als die Puppenspielerin „Pamie Pattie“ ihr grünes, verwunschenes Geschichtenzelt entfaltete, trugen die Landsknechte keuchend ihre Waffen auf die Vorburg. In glühender Nachmittagshitze von mehr als 34 Grad schleppten die Ritter der Flochberg das Material auf den engen Wegen der Ruine zum jeweiligen Aufstellungsort im Palas. So erschufen wir einen kleinen, feinen Mittelaltermarkt, welcher den unebenen Geländebeschaffenheiten angepasst wurde.

Der heiße Sommerabend ging mit wundervollem Abendglühen, einem sehenswerten Sonnenuntergang und endlich einem lauen Lüftchen aus dem Tal zu Ende.  Als der Ritter zu Lohmingen sein Trebuchet-Katapult in Richtung des Folterer Lager ausrichtete, um Testschüsse abzufeuern, überkam uns die zündende Idee, um die Bälle nicht selbstständig holen zu müssen. Jeder, der den Ball fängt und auf die Hauptburg zurückbringt, bekam zum Lohn ein Bier. Bald schon saßen alle Folterer bei den Rittern hoch oben am Hang und erholten sich vom flinken Aufstieg.

Samstag – Hochsommerliche Hitze mit kühlen Güssen

Auch drei Stunden nach Markbeginn wagten sich nur wenige Besucher auf den Burgberg. Verständlicherweise kamen nur die ganz hartgesottenen Bürger aus ihren kühlen Häusern heraus. Während man auf Höhe der unteren Burgmauer bereits vom aufrecht Stehen Schweißausbrüche bekam, ging oben in der Hauptburg ein heißes, aber stetiges Lüftchen. Erst nachdem das dritte Wärmegewitter der Burg eine leichte Abkühlung verschaffte, wurde der Aufstieg von den Meisten in Angriff genommen.

Pünktlich zur großen Abendshow um 20 Uhr waren die Sitzplätze an der großen Linde, sowie die Hänge vor der Hauptburg reich gefüllt. Die historischen Gruppen zogen durch den Markt auf den Hauptplatz des alten Torhauses ein und wurden von Ritter Cunradus Dictus de Ruesze dem Publikum vorgestellt. Den Spielleuten von „Tinnitus Brachialis“ folgten die Hausherren, die „Ritter der Flochberg“ mit Familien und Bediensteten. Gefolgt von den Feuerspielern von „Sanguis Cordis“, den Landsknechten von „de Arton anno 1633“ und „Omnis Ludus“, sowie dem fahrenden Foltermuseum „Supplicium Malum“. Nachdem die Spielleute dem Publikum einen Auffrischungskurs im Klatschen und Jubeln verpasst hatten, erklärten sich die Landsknechte bereit, mit ihren Musketen-Schüssen das Tal auf unsere Anwesenheit auf dem Burgberg aufmerksam zu machen. Im Anschluss daran ließen es sich die Folterer nicht nehmen, den Hauptmann der Landsknechte, aufgrund seines grottenschlechten Flötenspiels, zur Strafe in die Schandflöte zu stecken und am Rande der Veranstaltung zu positionieren. Nun war der Hauptplatz frei für die „Ritter der Flochberg“. Der schweißtreibende Schwertkampf wurde durch den Jubel der zahlreichen Kinder vorangetrieben, bis nur noch ein einziger Recke aufrecht stand. Da dieser aber seinen Sieg mit unritterlichen Mitteln herbeiführte, wurde ein Kind zur Hilfe geholt, besiegte den letzten Ritter und ging somit als Sieger vom Platz. Als es langsam dämmerte und die Sommerhitze vom Abendwind davon getragen wurde, heizten die Spielleute dem Publikum ein, bis die Dunkelheit den Burgberg einhüllte. Die Beleuchtung der Burg erlosch und die Feuerspieler von „Sanguis Cordis“ entzündeten kleine Feuer auf dem Hauptplatz. Mit unterschiedlichen Feuerspielzeugen hüllten sie Berg und Publikum in den Charme von lodernden Flammen und fliegenden Funken ein. Nach einer halben Stunde forderte das begeisterte Publikum eine Zugabe von den Feuerspielern. Zum Dank an die Besucher zauberten „Sanguis Cordis“ ein 15 Meter großes Funkenrad vor dem Abhang des Hauptplatzes und beendete die Abendshow.

Sonntag – Familiennachmittag mit knisterndem Ende

Pünktlich zur Markteröffnung strömten die ersten Besucher auf den Berg. Trotz der erneuten Mittagshitze ließ sich an diesem Familiennachmittag niemand davon abhalten, den Burgberg zu erklimmen. Wer an diesem Tag den Palas errreicht hatte, wurde durch eine angenehme Brise im Schatten der Mauern abgekühlt. Nachdem die erschöpften und durchgeschwitzten Ritter ihren Mittagskampf auf dem Hauptplatz beendeten, stand das Kinder-Ritterturnier auf dem Plan. In 5 Disziplinen durften sich die Kinder beweisen, um das begehrte Siegel der Ritter der Flochberg zu erlangen. Bogenschießen, Eier knacken mit einer Wurfkugel, den Narr im Pranger mit Wasserbällen treffen, einen Hindernisparcours mit Steckenpferd und Schwert, sowie das Abfeuern eines Trebuchet-Katapults um eine Waschschüssel zu treffen. Die Leistung wurde mit Urkunde und Siegel belohnt. Im Anschluss warteten bereits die Puppenspielerin „Pamie Pattie“, sowie der Zauberer „Orlando von Godenhaven“ auf die stolzen Kinder.

Dem Verlauf des Nachmittags wurde von seitens der Natur leider ein Strich durch die Rechnung gemacht. Eine angekündigte Gewitterfront mit Windgeschwindigkeiten von mehr als 100 km/h  zwangen die Veranstalter, das Burgfest aus Sicherheitsgründen um 16:15 Uhr sofort zu beenden. Die exponierte Lage der Ruine hätte weder Teilnehmern, noch Besuchern, noch dem aufgebauten Markt in irgendeiner Weise Schutz bieten können. Daher wurden Händler und Darsteller aufgefordert, ihre Stände abzubauen und in den Fahrzeugen zu verstauen. Um 16:45 Uhr wurde der Burgberg von einem beängstigenden und gefährlichen Naturphänomen heimgesucht. Oben in der Hauptburg standen den Rittern der Flochberg und allen anwesenden Besuchern plötzlich die Haare senkrecht gen Himmel. Die Luft war von einem seltsamen Knistern erfüllt und man konnte ein Kribbeln auf Kopfhaut und an den Armen wahrnehmen. Dieses Phänomen deutet auf akute Blitzschlaggefahr hin, worauf Haupt-und Vorburg sofort geräumt wurden. Im Verlauf des Abends konnten alle Besucher und Teilnehmer den Berg sicher und unversehrt verlassen. Als der angekündigte Sturm mit 5 Stunden Verspätung gegen 23 Uhr die Burg erreichte, waren alle verbliebenen Zelte auf der Burg gelegt und gesichert.

Wir bedanken uns bei allen Besuchern und Gästen auf unserem kleinen Fest. Wir hoffen, euch mit unserer Darstellung ein kurzweiliges und schönes Wochenende beschert zu haben.

Des Weiteren möchten wir uns bei allen Darstellern und Teilnehmern für die gute und zuverlässige Zusammenarbeit während des Marktbetriebes und während der Evakuierung herzlich bedanken.

Im Namen der Ritter der Flochberg

Ritter Cunradus Dictus de Ruesze

 

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